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KAISERSTUHL

Generationen im Gastgewerbe

Seit dem 17. Jahrhundert existierte eine Metzgerei zum Kreuz und seit über hundert Jahren ist das Hotel Restaurant Kreuz im Familienbesitz.
Gewerbebeilage, Restaurant Kreuz
Das Hotel Restaurant Kreuz wird in vierter Generation geführt.

Daniel Böhler-Rocha hat Metzger gelernt, wie vor ihm sein Urgrossvater, sein Grossvater, sein Vater, sein Grossonkel und sein Onkel. Zudem hat er eine Kochlehre abgeschlossen und die Hotelfachschule absolviert. In vierter Generation führt er nun zusammen mit seiner Frau Maria den Gasthof Kreuz.

 

Nach seinen Lehrjahren, die ihn nach Effretikon und Lausanne führten, folgten die Wanderjahre. Er hatte Anstellungen in der Karibik, auf einem Schiff und in St. Moritz. Mit dem Rüstzeug und der Lebenserfahrung kehrte er zurück in die kleinste Stadt des Kantons Aargau.

Vielfältiges Angebot

«Es gibt nicht mehr viele Restaurants, die von 8 bis 24 Uhr geöffnet haben. Mit unseren Mitarbeitern, es sind 16, die sich neun Vollzeitstellen teilen, können wir die Gäste aber so verwöhnen», sagt Daniel Böhler und ergänzt, dass sie zufrieden seien, wie es laufe.

Im Kreuz wird auf Abwechslung auf der Speisekarte geachtet. Im Frühling gibt es Spargelgerichte und Gitzi, über den Sommer werden leichte Salate auf der Gartenterrasse angeboten, und seit 1995 bereichert ein Tessinerabend Anfang August das kulturelle und gastronomische Angebot. Die Idee dazu hatte Daniel Böhler, der in Lausanne einen Freund aus Sessa TI hatte. Einmal jährlich besuchte der Südschweizer zusammen mit Musikerkollegen Kaiserstuhl. Inzwischen kommen andere Musiker, aber es werden immer noch feine Tessiner Spezialitäten aufgetischt, unter anderem Kaninchen und Polenta, Risotto, Kalbsröllchen und –haxen. Bei der Einführung dieses Anlasses führten die Eltern Verena und Franz Böhler-Meierhofer das Restaurant, aber schon sie hatten ein offenes Ohr für Veränderungen und unterstützten das Angebot.

Einmal jährlich gibt es Ende Oktober ein Metzgetebuffet und für eine kurze Zeit standen Wildgerichte mit Fleisch aus der regionalen Jagd auf der Karte. Auch im Januar, wenn es im Betrieb eher ruhiger läuft, lockt schon länger ein Wildbuffet ins Kreuz. Die Produkte stammen aus der Region, sie werden bei den Jagdgesellschaften und Jägern gekauft. Zudem findet im Winterhalbjahr einmal im Monat am Donnerstagabend eine Stubete statt, mit zünftiger Musik und feinem Essen.

Familienbetrieb

Franz und Verena Böhler-Meierhofer, die in dritter Generation das Kreuz führten, drängten Daniel nicht, den Betrieb zu übernehmen. Schon als kleiner Junge hat er jedoch jeweils am Familientisch mitbekommen, wie Ideen und Möglichkeiten für das Hotel und das Restaurant gesucht und besprochen wurden. Maria Böhler arbeitete ebenfalls im Kreuz, und so entschlossen sie sich zur Übernahme in vierter Generation, nachdem sie sieben Jahre mit den Eltern zusammengearbeitet hatten.

Speziell in ihrem Familienbetrieb seien die flachen Strukturen und die kurzen Befehlswege. Für die Gäste sei es die Kontinuität, die geboten werde. Manche freuen sich jedes Jahr auf das Metzgetebuffet, während andere auf die Spargelgerichte warten. Zusammen mit den Besitzern werden auch die Gäste älter. So werden nicht selten Taufen, Hochzeiten und auch Beerdigungen von der gleichen Familie oder Person im Säli gefeiert.

Auch die Mitarbeiter, von denen einige schon länger als Daniel Böhler im Kreuz arbeiten, begrüssen die Kontinuität. Zudem ist entweder der Chef oder die Chefin für die Lernenden fast immer da. Inzwischen wurden über 30 Jugendliche in der Küche oder im Service ausgebildet.

Trotzdem erwarten auch Maria und Daniel Böhler nicht, dass eines ihrer Kinder, Anna und Marco, das Restaurant und Hotel einmal übernimmt. «Wenn es so ist, ist es schön, und sonst findet sich eine andere Lösung», meint der jetzige Inhaber dazu. Es gehöre bei einem Familienbetrieb dazu, dass es Wandel gebe und diesen müsse man positiv annehmen, dann komme es gut. Einen Teil dieser Änderungen sieht man auch bei ihnen. So ist im oberen Stock ein Architekturbüro eingemietet, zum Parkplatz hin wurden ein Bancomat und eine elektrische Ladestation eingerichtet. Zudem können über Take-away mittags und abends feine Gerichte abgeholt werden, man kann die feinen Saucen kaufen und Kaffee oder Glace gibt es auch to go.

Vier Generationen

In der Gaststube sind drei Wappenscheiben in einem Fenster eingelassen. Eine zeigt die Wappen der Familie Meierhofer-Muggli. 1907 übernahm Heinrich Meierhofer den Betrieb, der eine Metzgerei, Gast- und Landwirtschaft umfasste. Die Familie führte den Betrieb durch den Ersten Weltkrieg und die Weltwirtschaftskrise. 1936 erfolgte ein grösserer Umbau: aus dem Stall wurde neu die Metzgerei, die zuvor im heutigen Säli war, und in der Scheune daneben entstand die Wursterei.

Das damals moderne Geschäftshaus wurde von Sohn Georg und seiner Frau Anna Meierhofer-Bader im Oktober 1941 übernommen und später weiter modernisiert und vergrössert. Anna Meierhofer stammte ebenfalls aus einer Gastwirtschaftsfamilie, ihre Eltern führten das Restaurant Hirschen in Regensdorf. Franz Böhler machte die Metzgerlehre im Kreuz und lehrte die Tochter Verena kennen. Die beiden übernahmen 1970 zusammen den Betrieb.

Zehn Jahre später wurde der Metzgerladen modern umgebaut. 1983 entstanden in einem umfassenden Umbau ein grosser Saal mit 80 Sitzplätzen, eine vergrösserte Gaststube und neun moderne Hotelzimmer. Die Küche, der Keller und das Buffet wurden ebenfalls modernisiert. Für die damals zahlreichen Car- und Vereinsgäste wurde ein grosser Parkplatz erstellt. Seit 1987 wird «nur» noch der Restaurant- und Hotelbetrieb angeboten, die Metzgerei wurde geschlossen.

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